Sachsen: Die Seenlandbahn ist wieder am Start

Am kommenden Wochenende, zum Start der sächsischen Sommerferien, nimmt die Seenlandbahn zwischen Dresden, Kamenz und Senftenberg ihren Betrieb wieder auf. Auf Initiative des Bürgermeisters der Stadt Bernsdorf, Harry Habel, engagieren sich der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und der Landkreis Bautzen mit finanzieller Unterstützung durch den Freistaat Sachsen für die saisonale Wiederinbetriebnahme der Strecke an den Wochenenden zwischen dem 8. Juli und 20. August.

Auf der Strecke werden Triebwagen der DB Regio eingesetzt. Die Züge starten immer samstags und sonntags um 9.35 Uhr im Dresdner Hauptbahnhof und erreichen Kamenz um 10.23 Uhr. Von dort geht es zügig weiter: Nächste Stationen sind Bernsdorf um 10.33 Uhr, Wiednitz um 10.37 Uhr und Hosena um 10.44 Uhr. Das Ziel Senftenberg erreicht der Triebwagen um 10.56 Uhr. Die Rückfahrt startet in Senftenberg um 16.56 Uhr und trifft um 18.21 Uhr am Dresdner Hauptbahnhof ein. Unter http://www.vvo-online.de/seenlandbahn ist der vollständige Fahrplan abrufbar. Zudem hat der VVO einen kompakten Flyer herausgegeben.

Da die Kapazität für Fahrräder im Zug begrenzt ist, können vorab Fahrräder für Touren durch die Region reserviert werden. Diese stehen in Senftenberg nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt oder am Hafen zur Verfügung. Der Senftenberger Stadthafen ist zu Fuß vom Bahnhof rund 20 Minuten entfernt. Hier kann man Motor- oder Tretboote ausleihen, bei schönem Wetter ist eine Reservierung ratsam. Zahlreiche Ideen und Tourenvorschläge für den Tagesausflug hat der Tourismusverband Lausitzer Seenland unter http://www.lausitzerseenland.de zusammengefasst.

Auf der Seenlandbahn gilt neben dem Deutschlandticket der VVO-Tarif: Fahrgäste ab Dresden bis Senftenberg benötigen ein Ticket für den VVO-Verbundraum. Fahrgäste ab Kamenz lösen eine Einzelfahrt für die Tarifzonen 30 (Kamenz) und 33 (Lauta). Das Sachsen-Ticket der Deutschen Bahn wird ebenfalls anerkannt. Die Tickets sind in allen Servicestellen, an Automaten sowie per Handy in den Apps VVO mobil und DB Navigator erhältlich. An Bahnhöfen ohne Ticketautomaten ist der Kauf auch beim Zugbegleiter möglich.

Pressemeldung Verkehrsverbund Oberelbe GmbH

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Sachsen-Anhalt: Strategiepapier für deutlich bessere ICE-Anbindung

Sachsen-Anhalt müsse deutlich bessere Anbindungen an das Fernverkehrsnetz der Bahn bekommen, sagte die Landesministerin für Infrastruktur und Digitales, Dr. Lydia Hüskens, heute in Magdeburg bei der Vorstellung eines entsprechenden Strategiepapiers, das in einen Forderungskatalog an den Bund und die Deutsche Bahn AG münden wird.

Handlungsbedarf gebe es überall im Land, betonte die Ministerin. „Neben Halle muss aber endlich auch Magdeburg auf ICE-Niveau an die Metropolen Berlin, Hamburg, München und Frankfurt am Main sowie über Hannover weiter nach Westdeutschland und an die benachbarten Wirtschaftsräume Rostock und Dresden angebunden werden“, betonte sie. Nicht zuletzt mit Blick auf die bevorstehende Ansiedlung von INTEL nahe der Landeshauptstadt und den Aufbau des „Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ in Halle sei die Ausweitung der Fernverkehrsangebote im Land alternativlos, um die zu erwartenden Pendler- und Besucherströme bewältigen zu können, hob Hüskens hervor.

strategie

Im Zentrum der Forderungen des Landes an den Bund und die DB AG stehen mehrere zusätzliche ICE-Achsen. „Berlin soll langfristig mit einem ICE aus Magdeburg erreichbar sein. Mittelfristig ist eine Verdichtung des InterCity-Taktes auf ein mindestens zweistündliches Angebot absolut notwendig“, nannte Lydia Hüskens wesentliche Details aus dem Strategiepapier des Landes.

Die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) habe sehr konkrete und vor allem auch realistische Lösungsvorschläge ausgearbeitet, wie das künftige Fernverkehrskonzept in Sachsen-Anhalt ausgestaltet werden müsse, sagte die Ministerin im Pressegespräch.

Grundvoraussetzung sei natürlich ein umfassender Ausbau der Infrastruktur, die deutlich höhere Streckengeschwindigkeiten zulasse. Beispielsweise müsse die Achse Halle-Magdeburg-Stendal-Wittenberge auf 200 Kilometer pro Stunde ausgebaut werden, um den ICE-Verkehr weiter zu beschleunigen, hob sie hervor.

Großes Potenzial für eine Erweiterung des Angebotes bietet die Einbindung Sachsen-Anhalts in die stark nachgefragte Nord-Süd-Achse Hamburg-München. Sie verläuft aktuell über Hannover oder Berlin. Ein dritter Weg über Magdeburg würde schon unter jetzigen Bedingungen nur eine geringe Fahrtzeitverlängerung bedeuten und die beiden anderen Routen merklich entlasten. Die DB AG plant bereits in den nächsten Jahren den Ausbau der Strecke Magdeburg-Stendal. „Im Zuge dessen muss die fahrbare Geschwindigkeit von derzeit 120 auf zunächst 160 Kilometer pro Stunde erhöht werden“, forderte die Ministerin.

Durch eine Verlängerung der Fernverkehrslinie Magdeburg-Berlin in Richtung Halberstadt könne auch eine leistungsfähige touristische Achse zwischen der Bundeshauptstadt und dem Harz geschaffen werden, nannte Hüskens ein drittes Beispiel aus dem Strategiepapier.

Nach den Worten der Ministerin will die DB AG in den nächsten acht Jahren ohnehin ein umfangreiches Bauprogramm realisieren, was allen Bahnreisenden zweifellos viel abverlangen wird. „Mit der Umsetzung unseres Forderungskataloges, den ich noch heute an die Deutsche Bahn AG und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr übergebe, können dabei aber auch tatsächlich spürbare Verbesserungen erreicht werden“, sagte Lydia Hüskens. Die baubedingt leider unvermeidlichen Beeinträchtigungen im Nah- und Fernverkehr sind den Menschen nur dann vermittelbar, wenn unser Land dadurch für die Zukunft deutliche Standortvorteile bekommt“, fügte sie abschließend hinzu.

Pressemeldung Ministerium für Infrastruktur und Digitales

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VDV: Mittelansatz für die Schiene wirft Fragen auf

Der Branchenverband VDV bewertet den Mittelansatz für die Schiene im vorliegenden Entwurf des Bundeshaushalts für das kommende Jahr differenziert: Ein Schritt in die richtige Richtung ist der Zuwachs der Mittel um insgesamt rund 3 Milliarden Euro. Dennoch bleibt der Ansatz damit deutlich hinter den im März im Kabinett beschlossenen 45 Milliarden Euro zusätzlich bis 2027.

Im Begleitschreiben des Bundesfinanzministeriums heißt es zudem, dass aus den Mehreinnahmen der LKW-Maut zusätzlich 5,4 Milliarden Euro in die Schiene fließen sollen. Wenn aber insgesamt fürs kommende Haushaltsjahr nur 3 Milliarden mehr eingeplant sind, wo sind dann die restlichen Mittel aus der LKW-Maut?

VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Es ist ein gutes Signal der Bundesregierung, dass in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten insgesamt mehr Mittel für die Schiene zur Verfügung gestellt werden. Allerdings wurden im März vom Kabinett noch 45 Milliarden Euro zusätzlich bis 2027 beschlossen. Würde man diese gleichmäßig auf die kommenden vier Jahre verteilen, dann müssten eigentlich jährlich 11,25 Milliarden Euro zusätzlich bereitgestellt werden. Im kommenden Jahr sollen es jedoch nur 3 Milliarden Euro mehr sein. Damit verschiebt man die Finanzierungsnotwendigkeiten des Eisenbahnsystems in Deutschland weiter in die Zukunft und die Planungen der Unternehmen bleiben kurzfristig und risikobehaftet. Das ist nicht zielführend für die bis 2030 angestrebten und im Koalitionsvertrag festgelegten Wachstumsziele der Branche. Die Hoffnung auf weitere Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds ist angesichts der dort bereits aus anderen Politikressorts angemeldeten Bedarfe aktuell nicht sehr groß. Da braucht es jetzt ein klares Bekenntnis des Bundesfinanz- und des Bundesverkehrsministers, dass die fehlenden Mittel für die Schiene definitiv aus diesem Fonds bereitgestellt werden. Und auch für den Ausbau- und Modernisierungspakt, mit dem die dringenden Kapazitäts- und Angebotsausweitungen im ÖPNV umgesetzt werden sollen, fehlt weiterhin jegliche Finanzierungssicherheit im Bundeshaushalt.“

ETCS-, NE-Infrastruktur-, Gleisanschluss- und Trassenpreisförderung positiv

Die zusätzlichen drei Milliarden Euro führen dazu, dass in vielen der einzelnen Positionen im „Einzelplan 12“ die Mittel für die Schiene steigen. Der VDV bewertet dabei vor allem die zusätzlichen Gelder für die Förderung von ETCS, Infrastruktur der nichtbundeseigenen Eisenbahnen und Gleisanschlüssen positiv. Sehr positiv ist aus VDV-Sicht, dass die Trassenpreisförderung für den Schienengüterverkehr nicht halbiert wird, sondern mit 350 Mio. Euro auch 2024 fast auf demselben Niveau bleibt wie in diesem Jahr (370 Mio. Euro). „Für den Schienengüterverkehr gibt es einige positive Ansätze im kommenden Bundeshaushalt, das begrüßen wir, denn gerade der Schienengüterverkehr braucht dringend die Unterstützung des Bundes aber auch der Länder, wenn nachhaltig mehr Güter auf die Eisenbahn verlagert werden sollen“, so Wortmann abschließend.

Pressemeldung Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV)

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Berlin/Brandenburg: Dritte Tranche zur Kapazitätserhöhung im Berliner S-Bahn-Netz unterzeichnet

Die Länder Berlin und Brandenburg haben eine Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn für weitere Teilmaßnahmen zur Weiterentwicklung und Engpassbeseitigung im Berliner S-Bahnnetz unterzeichnet. Für die dritte Tranche stehen rund 80 Millionen Euro Landesmittel zur Verfügung. Zusammen mit der ersten und zweiten Tranche fördern die Länder die kommenden Projektplanungen im S-Bahnnetz nun mit insgesamt 147 Millionen Euro.

Der Netzausbau für mehr Verbindungen und Kapazitätserhöhungen ist zentraler Bestandteil des Infrastrukturprojektes i2030, in dem sich die Länder Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammengeschlossen haben. Für die gesamte Hauptstadtregion sollen damit mehr und bessere Schienenverbindungen geschaffen werden.

Rund 35 infrastrukturelle Vorhaben gehören zum i2030-Maßnahmenpaket „Weiterentwicklung und Engpassbeseitigung im Berliner S-Bahnnetz“. Sie sind zur Bestellung zusätzlicher Verkehrsleistungen, zur Verbesserung der Betriebsqualität und für die Ausweitung des 10-Minuten-Takts erforderlich. Zur Erreichung dieser Ziele schlossen die i2030-Partner im Februar 2021 eine Sammelvereinbarung ab, in der die finanzielle Absicherung der Planungen von der Vor- bis hin zur Genehmigungsplanung (Leistungsphasen 2 bis 4 nach HOAI) durch die Länder Berlin und Brandenburg geregelt ist. In dieser dritten Tranche wurden nun weitere sechs Teilmaßnahmen ergänzt und für einzelne Teilmaßnahmen aus der 1. und 2. Tranche der Planungsumfang bis zur Vorbereitung der Baudurchführung (Leistungsphase 6 nach HOAI) ausgeweitet. Für die noch offenen Teilmaßnahmen wird die Bildung weiterer Tranchen angestrebt.

Die vertieften Planungen für den Großteil der verabredeten Maßnahmen der ersten und zweiten Tranche haben in der Zwischenzeit begonnen. Diese werden durch Ingenieurbüros erarbeitet, die im Rahmen von EU-weiten Vergabeverfahren gebunden werden.

Dr. Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt des Landes Berlin: „Das Berliner S-Bahnnetz ist mit täglich über 1,5 Millionen Fahrgästen eines der stärksten in ganz Deutschland. Das gemeinsame Infrastrukturprojekt i2030 macht dieses Netz fit für die Zukunft. Die dritte Finanzierungstranche schafft die Grundlagen für mehr Flexibilität und eine erhöhte Kapazität für die wichtigsten Strecken in und um Berlin. So kann die S-Bahn perspektivisch auch auf bestehenden Außenstrecken alle 10 Minuten fahren und damit noch mehr Fahrgäste transportieren.“

Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg: „Durch die 35 geplanten Maßnahmen verbessern wir die Leistungsfähigkeit des gesamten S-Bahn-Netzes für mehr Verlässlichkeit und eine gute Taktung. Nach den ersten beiden Tranchen mit der S5 nach Strausberg und S2 nach Bernau, schaffen wir nun die Voraussetzungen für den 10-Minutentakt auch nach Oranienburg. Davon profitieren die Brandenburger Gemeinden im Umland, insbesondere die vielen Menschen, die zwischen Berlin und Brandenburg pendeln. Gleichzeitig leisten wir mit einem noch attraktiveren S-Bahn-Angebot einen Beitrag zur Mobilitätswende und damit zum Klimaschutz.“

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern: „In Berlin leben mit rund 3,8 Millionen so viele Menschen wie zuletzt vor 80 Jahren. Berlin wächst und die S-Bahn wächst mit. Das Projekt i2030 macht es möglich, die Kapazitäten im eng getakteten S-Bahnnetz zu erhöhen und das Angebot nach Brandenburg hinein zu erweitern. Das sind wichtige Schritte, damit die Mobilitätswende in der Hauptstadtregion gelingt. Auch vor dem Hintergrund des Deutschlandtickets, das sich weiterwachsender Beliebtheit erfreut.

Ute Bonde, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB): „Mit dem i2030-Maßnahmenpaket werden schon heute wichtige Weichen für eine zukunftsfeste Berliner S-Bahn gestellt. Einerseits werden Projekte geplant, die auf wachsende Engpässe im innerstädtischen Bereich reagieren und in den kommenden Jahren mehr Platz für die Fahrgäste schaffen. Anderseits, und nicht weniger wichtig, werden auch die Außenäste betrachtet, um den steigenden Zahlen der ÖPNV-Pendler*innen noch attraktivere Angebote anzubieten, vor allem mehr 10-Minuten-Takte.“

Der Fokus der dritten Tranche liegt darauf, die Kapazitäten für zusätzliche Züge im Netz zu erhöhen. Durch neue Weichenverbindungen und zusätzliche Leit- und Sicherungstechnik können mehr Züge im vorhandenen Netz unterwegs sein. Weitere Schwerpunkte sind der Streckenausbau zur Ermöglichung eines 10-Minuten-Taktes auf der S1 zwischen Frohnau und Oranienburg und die Untersuchung der Erweiterung der Abstellanlage für
S-Bahnzüge in Ahrensfelde.

Hintergrund Berliner S-Bahn

Die S-Bahn leistet einen wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche Mobilität in der Stadt im nahegelegenen Umland. Sie ist komplett elektrifiziert und fährt vollständig mit Ökostrom. Die Fahrgäste profitieren von einem gut ausgebauten Netz und kurzen Fahrzeiten. Die S-Bahn vernetzt den Innenstadtbereich mehrmals die Stunde mit den Umlandgemeinden. Sie bringt bereits heute täglich etwa 1,5 Millionen Menschen von A nach B.

Die dritte Tranche umfasst folgende Teilmaßnahmen:

• Streckenausbau Frohnau – Oranienburg
• Erweiterung Abstellanlage Ahrensfelde
• Kapazitätserhöhung Ostring
• Kapazitätserhöhung Südring
• Kapazitätserhöhung Nordkreuz
• Kapazitätserhöhung Ostkreuz – Erkner

Das i2030-Maßnahmenpaket für die Berliner S-Bahn ermöglicht die Umsetzung folgender Ziele:

• Mehr Züge: Angebotsausweitung und mehr Kapazität
• Ausweitung des 10-Minuten-Taktes auch auf Außenästen
• Verbesserung der Pünktlichkeit und der Zuverlässigkeit
• Erweiterung des Netzes für einen stabilen Verkehr auch bei planmäßigen Abweichungen wie Baustellen oder im Störungsfall
• Veränderung des Modal Split zu Gunsten des ÖPNV
• Senkung des CO2-Ausstoßes

Streckenverlängerungen im S-Bahnnetz werden auch in weiteren i2030-Korridoren untersucht. Mehr Informationen zum Projekt finden sich auf  http://www.i2030.de

Pressemeldung VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH

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Mobifair: Vergabegesetz Thüringen – Hü oder hott? Oder beides?

In Thüringen soll das Vergabegesetz überarbeitet werden – in einer politisch schwierigen Situation: Zum einen gibt es einen Entwurf der rot-rot-grünen Regierungsfraktionen, die aber keine eigene Mehrheit im Landtag haben, weil es sich um eine Minderheitsregierung handelt. Genauso wenig wie die CDU-Fraktion, die ebenfalls einen Entwurf vorgelegt hat. Beide befinden sich im Moment in der Verbändeanhörung und mobifair hat dazu Stellung genommen.

Unabhängig davon, ob sich am Ende überhaupt eine Mehrheit finden lässt oder nicht, gibt es schon länger ein großes Problem: Seit seiner Novelle im Jahr 2019 hat Thüringen ein gutes Vergabegesetz – eigentlich… Aber: Notwendige Rechtsverordnungen zur Vorgabe von repräsentativen Tarifverträgen sind bisher nicht erlassen worden. Auch der Tariftreuebeirat im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs hat sich seitdem nicht konstituiert. Das bedeutet, dass die an sich positiven Tariftreuevorgaben derzeit faktisch ins Leere laufen. Und das kann nicht im Sinne des Gesetzes und des Gesetzgebers sein. mobifair sieht daher seitens der Landesregierung dringenden Handlungsbedarf unabhängig von den jetzigen Entwürfen und hat darauf auch in seiner Stellungnahme hingewiesen.

Regierungsentwurf

Von den beiden Entwürfen begrüßt mobifair grundsätzlich den der Regierungsfraktionen. Er sieht vor, dass künftig eine „Soll“-Regelung zur Personalübernahme bei Betreiberwechsel gelten soll. Bisher gilt „Kann“, optimal wäre aber „Muss“. Tariftreuevorgaben sollen künftig auch bei kommunalen Vergaben gelten und konkretisiert werden, der vergabespezifische Mindestlohn soll auf 13,50 € pro Stunde ansteigen. Auftraggeber sollen zu stichprobenhaften Kontrollen verpflichtet werden und eine Landesvergabeberatungsstelle soll die Auftraggeber beraten. Auch wenn es beim Mindestlohn, den Kontrollen und der Landesvergabeberatungsstellen noch Spielraum für Verbesserungen gibt (14 Euro Mindestlohn, regelmäßige Kontrollen durch eine zentrale Stelle, Beratung auch für Beschäftigte), würde der Entwurf eine positive Weiterentwicklung des bisherigen Gesetzes darstellen.

Entwurf der CDU-Fraktion

Der CDU-Entwurf dagegen sieht v.a. Vereinfachungen und Bürokratieabbau vor, in Form einer Streichung von Beispielen für soziale Kriterien und finanzieller Sanktionsmöglichkeiten sowie von weniger Formularen. mobifair lehnt diesen Entwurf ab, weil er abgesehen vom höheren Mindestlohn (13,50 Euro) keine echte Verbesserung für die Beschäftigten erwarten lässt, im Gegenteil. Auch das Argument, dass durch weniger Formulare mehr Unternehmer an Ausschreibungen teilnehmen würden, überzeugt nicht. Wenn Formulare bereits eine unüberwindbare Hürde darstellen, wie sollen dann teilweise komplexe Aufträge und Vorgaben ordentlich umgesetzt werden? Oder anders gefragt: Sollte man solchen Unternehmen dann wirklich ruhigen Gewissens öffentliche Gelder geben? Das Problem der wenigen Bewerber ist vielmehr eine Folge des Unterbietungswettbewerbs, der dazu führt, dass sich eine Teilnahme an Ausschreibungen der öffentlichen Hand oft nicht mehr lohnt.

Kompromiss aus beiden Entwürfen?

Denkbar wäre, dass am Ende ein Gesetz beschlossen wird, das Teile beider Entwürfe vereint, wenn sich dafür eine Mehrheit aus Regierung und Opposition findet. Prinzipiell wäre das möglich, weil sich die beiden Entwürfe nicht grundsätzlich gegenseitig ausschließen. Sie setzen an unterschiedlichen Stellen an und haben auch gemeinsame Inhalte, etwa den höheren Vergabemindestlohn und die Streichung der ILO-Kernarbeitsnormen. Dies bleibt abzuwarten, aber mobifair stünde dem kritisch gegenüber. Eine Verbesserung für die Beschäftigten auf der einen Seite darf nicht durch Abstriche auf der anderen wieder aufgehoben werden.

Pressemeldung Mobifair

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Brandenburg: In sechs Monaten rollt der erste ICE nach Cottbus

Brandenburg: In sechs Monaten rollt der erste ICE nach Cottbus

In Rekordzeit baut die Deutsche Bahn (DB) in Cottbus ein neues Instandhaltungswerk. Die Arbeiten am Neuen Werk Cottbus biegen auf die Zielgerade ein. Dach und Fassade der 445 Meter langen Halle sind geschlossen, bereits mehr als die Hälfte der Maschinen- und Anlagentechnik ist montiert: Dacharbeitsbühnen, Krananlagen und erhöhte Gleise zum ergonomischen Arbeiten stehen bereit. Bis Oktober läuft der Innenausbau.

Zwischen Spatenstich und geplanter Inbetriebnahme 2024 werden weniger als zwei Jahre liegen. Anfang Januar 2024 werden im neuen Bahn-Werk die ersten ICE 4-Züge von rund 400 Metern Länge technisch gewartet und repariert.

Die DB kann trotz allgemeiner Lieferengpässe pünktlich den Instandhaltungsbetrieb beginnen. Möglich wurde das durch die vorausschauende Planung im engen Schulterschluss mit allen Projektbeteiligten und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lausitzer Unternehmen – bis hin zur frühzeitigen Einbindung des Eisenbahnbundesamtes (EBA), deren Genehmigungen die Voraussetzung für den schnellen, sichtbaren Baufortschritt sind.

Marc Hermann, Projekt-Chef Neues Werk Cottbus: „Die Begeisterung, die Professionalität und die Verlässlichkeit, die alle Beteiligten seit der Grundsteinlegung hier vorleben, beeindrucken mich jeden Tag aufs Neue. Dieses Werk ist weit mehr als ein Bahn-Ausbauprojekt für Cottbus. Es entwickelt sich zu einem Paradebeispiel für schnelles Bauen bei der Bahn, und es ist als Wartungswerk für das Flaggschiff unserer ICE-Flotte – den ICE 4 – ein Leuchtturm für den Bahnstandort Deutschland. In den Teams und Kooperationen herrscht ein toller Spirit, erst recht jetzt, wo die Inbetriebnahme langsam greifbar wird. Mein ausdrücklicher Dank gilt heute dem Land Brandenburg, der Stadt Cottbus, dem Eisenbahnbundesamt und vor allem allen DB-Mitarbeitenden und Partnerfirmen, die trotz der Umfeld-Krisen wie Corona, Lieferengpässen oder Super-Inflation seit Baubeginn alles im Takt halten und für die Bahn und die Lausitz Großes bewegen.“

Auch die Aus- und Fortbildung geeigneter Fachkräfte läuft auf Hochtouren. Bis 2026 schafft die DB i im Neuen Werk Cottbus insgesamt 1.200 hochwertige Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Über 300 neue Mitarbeitende und Auszubildende haben sich bereits für das künftige ICE-Werk entschieden. Die neuen Mitarbeitenden werden teilweise bereits in anderen Bahnwerken ausgebildet.

Für den Bau der zweiten Halle, die sogar über vier Gleise verfügen wird, läuft derzeit die Beteiligung der Bürger:innen im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens. Die Inbetriebnahme der zweiten Halle ist für 2026 vorgesehen.

Bis Ende des Jahrzehnts wächst die Fernverkehrsflotte der DB auf 450 ICE-Züge. Im laufenden Jahr kommen im Schnitt jeden Monat drei neue ICE hinzu. Bis Ende 2024 verfügt die DB allein über 137 ICE 4-Züge. Das Neue Werk Cottbus ist ein wesentlicher Baustein, damit die Züge schnell zurück auf der Strecke sind. Damit ist das Werk nicht nur integraler Bestandteil des Angebotsausbaus der Deutschen Bahn, sondern zugleich von zentraler Bedeutung für einen stabilen Bahnbetrieb und das Gelingen der Mobilitätswende hin zu mehr Klimaschutz im Verkehr.

Pressemeldung Deutsche Bahn

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Sachsen-Anhalt: DB-Tochter start soll Zuschlag für DISA-II erhalten

Das Bahnunternehmen Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (start) soll den Zuschlag für das Dieselnetz Sachsen-Anhalt II (DISA II) erhalten. Diese Entscheidung ist das Ergebnis des europaweiten Vergabeverfahrens der Auftraggeber Sachsen-Anhalt, Freistaat Thüringen und Regionalverband Großraum Braunschweig. Die unterlegenen Bieter wurden heute über die Entscheidung informiert und haben die Möglichkeit, binnen einer Frist von zehn Tagen die Entscheidung zu beanstanden.

Für start, eine hundertprozentige Tochter der DB Regio AG, wird es das erste Netz in Sachsen-Anhalt, das sie betreibt. Dafür baut das Unternehmen eine regionale Niederlassung im Land auf. Vorgesehen ist ein nahtloser Übergang zwischen dem jetzigen Betreiber Abellio und start zum Fahrplanwechsel 2024; der neue Vertrag läuft bis 2032. Für die Fahrgäste bleibt der Fahrplan nahezu unverändert, auch die Fahrzeuge müssen von start übernommen werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Abellio haben die Möglichkeit, zum neuen Betreiber zu wechseln und auch die Fahrzeuginstandhaltung bleibt durch den bestehenden Instandhaltungsvertrag in Halberstadt verankert.

Das Netz umfasst die meisten dieselbetriebenen Strecken in Sachsen-Anhalt mit einem Leistungsvolumen von circa 9,3 Millionen Zugkilometern pro Jahr, davon werden circa 8,4 Millionen Zugkilometer innerhalb der Landesgrenze zurückgelegt. Dazu gehören die Verbindungen von Magdeburg nach Wolfsburg, in den Harz (Halberstadt, Blankenburg, Goslar), nach Erfurt, von Halle nach Goslar, von Dessau nach Aschersleben, von Stendal nach Wolfsburg sowie die Strecke zwischen Naumburg und Wangen.

Der Vertrag mit dem aktuellen DISA-Betreiber Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH wird im Jahr 2024 vorfristig beendet, nachdem das Unternehmen im Jahr 2021 in wirtschaftliche Schieflage geraten war und in ein Schutzschirmverfahren eintrat. Angesichts des Insolvenzverfahrens einigten sich alle Beteiligten auf eine Vergleichsvereinbarung, die zur vorzeitigen Neuausschreibung des Diesel-Netzes führte.

Pressemeldung NASA GmbH

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Sachsen-Anhalt: Bis Saisonende weniger Züge zum Brocken

Aufgrund von Personalmangel entfallen bei der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) ab dem 8. Juli und bis Ende Sommerfahrplans am 31. Oktober einzelne Zugfahrten zum Brocken. Hiervon sind täglich die Verbindung um 13:25 Uhr ab Wernigerode über Drei Annen Hohne sowie die Zugfahrt um 16:47 Uhr ab Drei Annen Hohne zum höchsten Berg des Harzes einschließlich der jeweils anschließenden Rückfahrten um 15:40 Uhr ab Brocken nach Drei Annen Hohne und um 17:49 Uhr nach Wernigerode betroffen.

Der Brocken wird weiterhin von neun täglichen Bergfahrten angesteuert. Auch der Verkehr auf dem übrigen Streckennetz der Harzer Schmalspurbahnen ist von der Maßnahme nicht betroffen.

Aktuelle Informationen zu den Fahrplänen der Harzquer-, Selketal- und Brockenbahn gibt es auf der Homepage unter www.hsb-wr.de sowie in allen Verkaufsstellen der HSB.

Sachsen: Pro Bahn kritisiert mangelhafte Betriebsqualität bei der S-Bahn Dresden und dem VVO-Dieselnet

Die andauernden Ausfälle im Dresdner S-Bahn-Netz und auf den Diesellinien um Dresden sind für die Fahrgäste eine große Belastung. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert, nicht nur endlich Ausfälle ausreichend zu kommunizieren, sondern auch weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen auf die Nutzerinnen und Nutzer zu minimieren.

Der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland fordert von DB Regio und dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) kurzfristig zu prüfen, wie aufgrund der häufigen Ausfälle und Verspätungen im Sinne der Fahrgäste Verbesserungen geschaffen werden können. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: „Es sollte geprüft werden, ob zeitweise ein S-Bahn-Pendelverkehr auf der S1 zwischen Meißen und Coswig im Halbstundentakt die Anbindung von Meißen sicherstellen kann. Gleiches gilt für einen Pendelverkehr zwischen Klotzsche und dem Dresdner Flughafen. Auch ist denkbar, kurzfristig einen Ersatzverkehr mit Bussen zu realisieren. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass die DB Ersatzzüge bei anderen Unternehmen anmietet“, so Michael Koch, PRO-BAHN-Sprecher für den Raum Dresden.

Zudem fordert der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland eine bessere Fahrgastinformation. Es kann nicht sein, dass der Fahrgast erst am Bahnsteig (oder erst lange nach der geplanten Abfahrt seines Zuges) von einer Verspätung oder einem Ausfall erfährt. Eine Ankündigung weniger als 48 Stunden vor Ausfall muss die absolute Ausnahme und nicht die Regel sein. Auch eine Mitteilung auf http://www.bahn.de/aktuell wäre zusätzlich zu einer Veröffentlichung auf der Webseite des VVO das erwartbare Mindestmaß. Überdies sollten der VVO und die DB Regio AG prüfen, inwiefern man sich bei den Fahrgästen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen kann. Dies könnte mithilfe der Strafzahlungen für die Ausfälle finanziert werden.

Seit Sommer 2022 kommt es auf den Netzen der S-Bahn Dresden und im VVO-Dieselnetz zu massiven Beeinträchtigungen durch Ausfälle und Verspätungen. Aufgrund dieser Situation bestellte der Aufgabenträger VVO im September 2022 die DB-Regio-Geschäftsführung zu einem außerordentlichen Gespräch ein. Ergebnis dieses Treffens waren „vorübergehende Einschränkungen im Zugbetrieb“, um einen verlässlichen Fahrplan zu bieten. So wurden unter anderem Verstärker auf der S1 und der S8 gestrichen, S3-Verstärker nach Freiberg auf Tharandt und die RB33 auf den Abschnitt Dresden-Neustadt – Ottendorf Okrilla Süd mit Busersatzverkehr bis Königsbrück eingekürzt.

Diese Maßnahmen waren offensichtlich unzureichend. Nahezu täglich werden am Morgen ausfallende Fahrten auf der VVO-Webseite bekannt gegeben. Zwar wurden einige Einschränkungen auf RB33 und S8 inzwischen wieder beendet, die Einschränkungen auf S1, S2 und S3 wurden allerdings weitgehend stillschweigend bis September 2023 verlängert. Zusätzlich zu den personalbedingten Ausfällen gibt es seit einiger Zeit auch fahrzeugbedingte Ausfälle: Regelmäßig fallen Züge mit der Begründung „Reparatur am Zug“ aus. Die Bereitstellung eines Ersatzzuges erfolgt dabei nicht zeitnah, am 06.07.2023 dauerte die Bereitstellung beispielsweise drei Stunden. Die S1 fährt mit einer älteren Lokomotive, die die Fahrzeit auf der S1 oft nicht einhalten kann. Auf den Linien S1 und S3 kommen auch teilweise Reservewagen ohne Klimaanlage zum Einsatz. Der Eintrag eines Ausfalls oder einer Verspätung erfolgt dabei auch vorwiegend verspätet und teilweise war der Ausfall eines Zuges der Leitstelle der DB Regio AG scheinbar auch unbekannt.

Pressemeldung Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschlande.V.